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Zwei Brücker bei der Flut (02. 09. 2013)

 

 

Zwei Brücker bei der Flut

„Da muss man doch was tun“ sagte sich René Zumm nach dem er die Bilder von der sich vordrängenden Flut und das damit verbundene Leid und Elend der davon betroffenen Menschen im Internet, Fernsehen und Radio gesehen und gehört hat.

René Zumm aus Brück ist ein Mensch der anpackt und nicht nur zuschaut. Kurzerhand machte er sich auf, um Spenden zu sammeln und viele Menschen in Brück waren bereit zu helfen. Netto spendete Kekse und Handwaschpaste, Privatfleischer Wurstgläser, Fa. Haseloff Tankgutscheine, die Stadt Brück Schaufeln, Besen und Schneeschieber (um den Schlamm nach der Flut weg zu schieben), Teppichwelt in Linthe beteiligte sich mit Teppichen und Gardinen, Fam. Bröse mit Sachspenden  und viele andere Privatpersonen mit Kleidung, Lampen etc..

Als die Sachspenden zunahmen, stellte sich die Frage des Transportes. So trat Herr Zumm mit seiner Not an Pfarrer Kautz heran, „da er dafür bekannt ist, das er gerne hilft“. Herr Kautz, bekannt für seine pragmatischen Lösungsansätze, postete kurzerhand auf Facebook „Wer hat einen Autoanhänger?“. Daraufhin meldete sich Stefan Asse aus Brück-Rottstock und Pfarrer Kautz stellte die Verbindung her.

Nachdem auch Stefan Asse „Feuer gefangen hatte“ für dieses „Hilfsprojekt“ und noch beträchtliche Spenden eingingen, die die Hilfsbereitschaft der Brücker zum Ausdruck brachten, wurde alles auf den Hänger von Stefan verladen und ab ging es am 11.06.13 Richtung Magdeburg. In Magdeburg angekommen, die große Enttäuschung: Niemand wollte die Spenden haben und die Flut war schon rückläufig. Aber der dortige Einsatzleiter erzählte unseren 2 Brückern, dass in Tangermünde noch Not am Mann wäre. Ohne zu zögern wurde das neue Ziel anvisiert. Aber auch in Tangermünde wurde ihre Hilfe nicht gebraucht. In Tangermünde sahen sie aber Hubschrauber mit Sandsäcken Richtung Fischbeck fliegen. Nach dem sie sich informiert hatten, wurde ihnen das Ausmaß der Katastrophe bewusst: In Fischbeck ist vor 2 Tagen der Damm gebrochen und seitdem wird fieberhaft versucht zu retten was zu retten geht. Menschen werden zu Tausenden evakuiert. René und Stefan wollten unbedingt mit helfen. Leider mussten sie einen Umweg von 150 Km fahren, da die Brücke Richtung Fischbeck gesperrt wurde, wegen Einsturzgefahr. In Wust bei Fischbeck angekommen, wurden diesmal ihre vielen Sachspenden dankbar entgegen genommen, aber auch ihre Arbeitskraft wurde gebraucht und so packten sie mit an und stapelten bis kurz nach Mitternacht Sandsäcke. Was ihnen auch positiv auffiel war, das viele Jugendliche mithalfen, die sich kurzerhand über Facebook organisierten.

Als das Wasser immer mehr stieg, kam der Befehl: „alle raus, Katastrophengebiet“. Da sagte der dortige Feuerwehreinsatzleiter Christian Schäler: „Wir müssen noch Hans Hermann retten“. Auf dem Weg zur Kirche in Wust erklärte er unseren 2 Brückern was es mit Hans Hermann von Katte auf sich hat. Er entstammt einem alten Adelsgeschlecht, Vater war Oberst, Großvater Generalfeldmarschall. Katte selber war Offizier und Jugendfreund vom späteren Preußenkönig Friedrich II., auch Friedrich der Große genannt. Dieser litt sehr unter der strengen Erziehung seines Vaters, dem Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. Während eines vom sächsischen Kurfürsten, August dem Starken, im Frühjahr 1730 ausgerichteten Lagers in Zeithain bei Riesa, kam es zum Streit zwischen Vater und Sohn und Friedrich II. fasste den Entschluss nach Frankreich zu fliehen. Er offenbarte seinen Plan Hermann von Katte. Dieser versuchte ihn noch davon abzuhalten, wurde aber später als Mitwisser entlarvt und verhaftet. Beide wurden wegen Fahnenflucht vor Gericht gestellt. Für Friedrich II. erklärte sich das Gericht nicht zuständig und Hermann von Katte wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. Friedrich Wilhelm I. verschärfte das Urteil und ordnete die Exekution durch Enthauptung in der Festung von Küstrin an. Dem Soldatenkönig ging es dabei hauptsächlich um das Gleichheitsprinzip, nach dem alle Untertanen ohne Unterschied im Falle von Fahnenflucht und Hochverrat mit dem Tode bestraft werden sollten und dies galt auch, oder gerade auch, für den Adel. Dies wurde Hans Hermann zum Verhängnis. Er wurde nur 26 Jahre alt und man bestattete ihn zunächst auf dem Armenfriedhof in Küstrin, bis er später in die Familiengruft in Wust überführt wurde. Aber auch da wurde der einfache Holzsarg nur in eine Ecke der Gruft gestellt, da die Schande für die Familie einfach zu groß war und dieser musste jetzt hochgestellt und vor der Flut geschützt werden. Was René und Stefan mit vereinten Kräften taten.

Nach diesem sehr interessanten Intermezzo machten sich René und Stefan todmüde auf die Heimreise. Durch die vielen Umwege sind sie an diesem sehr anstrengenden Tag sage und schreibe 500 km gefahren, obwohl es von Brück nach Wust nur 84 km sind. Dennoch waren sie überglücklich, denn sie konnten endlich mithelfen und die Not der Menschen etwas lindern und zusätzlich haben sie auch noch Hans Hermann von Katte „gerettet“. So kommt Hans Hermann doch noch zu seiner späten Ehre durch unsere 2 Brücker.

Eine Woche später ging es nochmal für 4 Tage nach Wust, einerseits um weitere gesammelte Spenden zu überbringen, aber auch um beim Rückbau und bei Aufräumarbeiten nach der Flut zu helfen. Kontaminierte Sandsäcke, Müll und beschädigte Möbel wurden entsorgt. Andererseits sind auch Freundschaften entstanden, die nun auch weiterhin gepflegt wurden und schließlich in ein Gemeindefest gipfeln werden, wo auch alle Helfer eingeladen sind. Eine gewachsene Freundschaft ist die mit dem damaligen Einsatzleiter Christian Schäler, mit dem unsere 2 Brücker Hans Hermann von Katte „gerettet“ haben.

René Zumm und Stefan Asse bedanken sich bei allen Brücker Firmen und Bürgern, die sich an diesem Hilfseinsatz mit vielerlei Sachspenden beteiligt haben.

 

Rene Körner Praktikant im Pfarramt Brück


Mehr über: Evangelische Kirchengemeinde Brück

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